Seit Jahrzehnten gehen die Röhrichtbestände im Dümmer zurück. Früher als „der große Binsensee“ bekannt und mit seinem ausgedehnten, wasserdurchfluteten Röhrichtgürtel ein Paradies für viele Vogelarten, weist der Dümmer heute keine natürlichen Binseninseln mehr auf und im rasant schmaler werdenden Uferröhricht lassen sich nur noch kleinflächige wasserständige Bereiche finden.
Wasserdurchflutetes Schilfröhricht und im Freiwasser stehende Teichbinseninseln sind ökologisch besonders wertvoll, da sie vielen Vogelarten und anderen Organismengruppen einen Lebensraum bieten. Vögel wie Drosselrohrsänger, Wasserralle und Rohrdommel benötigen wasserdurchflutetes Röhricht für die Nahrungssuche, als Nistplatz und als Versteck.
Auch als schützender Einstand für Fische sind die wasserständigen Röhrichte wichtig. Einerseits dienen die Fische seltenen Arten wie der Trauerseeschwalbe, der Rohrdommel oder dem Haubentaucher als Nahrung, andererseits sind sie nützliche Helfer gegen die lästigen Zuckmückenschwärme.
Der Naturschutz am Dümmer hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Ursachen für den Rückgang des Röhrichts zu ermitteln und entsprechende Lösungen für das Problem zu finden.
Seit 2016 hat die NUVD Versuchsflächen am Schilf rund um den Dümmer eingezäunt. Das Schilf wird so vor Fraßschäden durch Graugänse, Blässhühner, Bisam und Nutria geschützt, wobei andere Faktoren wie Nährstoffgehalt des Wassers, chemische Veränderungen, Verschlammung, Wasserstand und Wellengang nicht oder kaum beeinflusst werden. Während in gezäunten Bereichen das Schilf dicht steht und weiter in den See wächst, sodass die Zäune regelmäßig erweitert werden müssen, geht das Schilf direkt außerhalb der Zäunungen an praktisch allen untersuchten Standorten weiter zurück.
Der Abstand der Frontlinien von eingezäuntem und ungeschütztem Schilf beträgt seit 2016 mittlerweile bis zu 10 m.
In weiteren Erprobungsmaßnahmen hat die NUVD, unter anderem im Rahmen des EFRE-Landschaftswerte Projekts „Erhaltung des Kulturlandschafts- und Naturerbes in der Dümmerniederung“, sowohl Teichbinsen als auch Schilf über autochthone Samen vermehren und erfolgreich an verschiedenen Stellen im See anpflanzen können. Die Vermehrung durch das Einpflanzen von Rhizomstücken konnte ebenfalls erfolgreich durchgeführt werden. Unabdingbar für das gute Wachstum bleibt allerdings ein Fraßschutz in Form eines Zaunes.
Das durch die Maßnahmen entstehende wasserständige Röhricht wird im Natura-2000-Gebiet Dümmer zukünftig wertbestimmenden Vögeln wie Schilfrohrsänger, Wasserralle und Rohrdommel eine Lebensgrundlage bieten. Untersuchungen bestätigten bereits die Nutzung der Anpflanzungen durch Fische. Die Umzäunung bleibt dabei als notwendige Übergangslösung erforderlich.