Röhrichtentwicklung

Seit Jahrzehnten gehen die Röhrichtbestände im Dümmer zurück. Früher als „der große Binsensee“ bekannt und mit seinem ausgedehnten, wasserdurchfluteten Röhrichtgürtel ein Paradies für viele Vogelarten, weist der Dümmer heute keine natürlichen Binseninseln mehr auf und im rasant schmaler werdenden Uferröhricht lassen sich nur noch kleinflächige wasserständige Bereiche finden.

Die Karte verdeutlicht den Schilfrückgang von 1970 bis 2018 eindrücklich. Seit 2018 ist der Rückgang des Schilfröhrichts weiterhin stark fortgeschritten.

Wasserdurchflutetes Schilfröhricht und im Freiwasser stehende Teichbinseninseln sind ökologisch besonders wertvoll, da sie vielen Vogelarten und anderen Organismengruppen einen Lebensraum bieten. Vögel wie Drosselrohrsänger, Wasserralle und Rohrdommel benötigen wasserdurchflutetes Röhricht für die Nahrungssuche, als Nistplatz und als Versteck.

Rohrdommel am Schilfröhricht im Januar 2021 (Wildkameraaufnahme). Als Wintergast kommt die Rohrdommel noch alljährlich am Dümmer vor.

Auch als schützender Einstand für Fische sind die wasserständigen Röhrichte wichtig. Einerseits dienen die Fische seltenen Arten wie der Trauerseeschwalbe, der Rohrdommel oder dem Haubentaucher als Nahrung, andererseits sind sie nützliche Helfer gegen die lästigen Zuckmückenschwärme.

Der Naturschutz am Dümmer hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Ursachen für den Rückgang des Röhrichts zu ermitteln und entsprechende Lösungen für das Problem zu finden.

Seit 2016 hat die NUVD Versuchsflächen am Schilf rund um den Dümmer eingezäunt. Das Schilf wird so vor Fraßschäden durch Graugänse, Blässhühner, Bisam und Nutria geschützt, wobei andere Faktoren wie Nährstoffgehalt des Wassers, chemische Veränderungen, Verschlammung, Wasserstand und Wellengang nicht oder kaum beeinflusst werden. Während in gezäunten Bereichen das Schilf dicht steht und weiter in den See wächst, sodass die Zäune regelmäßig erweitert werden müssen, geht das Schilf direkt außerhalb der Zäunungen an praktisch allen untersuchten Standorten weiter zurück.

Eingezäuntes Schilf und angrenzender Bestand am 6.6.2016. Außerhalb des Zaunes wurde der gesamte Neuaustrieb abgefressen.

Der Abstand der Frontlinien von eingezäuntem und ungeschütztem Schilf beträgt seit 2016 mittlerweile bis zu 10 m.

Ungeschützter Schilfbereich an der Hohen Sieben im Dezember 2020. Das Schilf ist hier stetig zurückgegangen und trockengefallen.
Der benachbarte eingezäunte Schilfabschnitt an der Hohen Sieben hat sich stetig ausgebreitet und steht selbst bei dem im Dümmer üblichen niedrigeren Winterwasserstand noch bis zu 20 cm tief im Wasser.
Über mehrere Jahre am Röhricht angebrachte Wildkameras zeigten, dass der Fraßdruck im Frühjahr überwiegend von Graugänsen ausgeht. Zeit- und stellenweise treten auch Bisam, Nutria und Blässhuhn verstärkt in Erscheinung.

In weiteren Erprobungsmaßnahmen hat die NUVD, unter anderem im Rahmen des EFRE-Landschaftswerte Projekts „Erhaltung des Kulturlandschafts- und Naturerbes in der Dümmerniederung“, sowohl Teichbinsen als auch Schilf über autochthone Samen vermehren und erfolgreich an verschiedenen Stellen im See anpflanzen können. Die Vermehrung durch das Einpflanzen von Rhizomstücken konnte ebenfalls erfolgreich durchgeführt werden. Unabdingbar für das gute Wachstum bleibt allerdings ein Fraßschutz in Form eines Zaunes.

Anpflanzung von Schilf und Teichbinsen am Olgahafen durch die NUVD im Auftrag der NLWKN Betriebsstelle Sulingen am 14.5.2020 …
… und im Herbst 2020. Das Schilf hat sich sehr gut entwickelt und einen fast geschlossenen Bestand gebildet. Die Teichbinsen im Vordergrund gedeihen ebenfalls prächtig.
Teichbinsenanpflanzungen werden auch weit in der offenen Wasserfläche durchgeführt.
Ufernah und im Freiwasser entwickeln sich die fraßgeschützten Binsen sehr gut.

Das durch die Maßnahmen entstehende wasserständige Röhricht wird im Natura-2000-Gebiet Dümmer zukünftig wertbestimmenden Vögeln wie Schilfrohrsänger, Wasserralle und Rohrdommel eine Lebensgrundlage bieten. Untersuchungen bestätigten bereits die Nutzung der Anpflanzungen durch Fische. Die Umzäunung bleibt dabei als notwendige Übergangslösung erforderlich.

Kooperationspartner des Landes Niedersachsen